Waren wir nicht alle Helden??

November 15, 2017 · Posted in Allgemein · 8 Comments 

Die Fortsetzung:
Also, wenn du als Kind in den ganz späten 80er und frühen 90er Jahren geboren wurdest, dann hattest Du so manche Sternstunde.
Es fing an bei Deiner Geburt, als Opa Dir die ersten 100.000 Mark auf Dein Konto einzahlte, wohl wissend, dass – irgend wann – irgendwer – sie wohl doch noch mal versteuern müsse.
Kaum 2 Monate alt, warst Du schon mit auf Fuerte Ventura am Strand und als Du schon mit 7 Monaten zum ersten Male über den Atlantik geflogen bist, ja, da warst Du schon ein richtiger Weltenbummler mit 8 Stunden Schrei-Erfahrung. Die beiden lieben Stewardessen von der ersten Reihe leiden heute noch an dem Schrei-Trauma mit nachfolgendem Hörsturz.
Bereits mit 3 Jahren hattest Du Dich zur Freude der Eltern und aller Verwandten intensiv mit Einsteins Relativitätstheorie auseinander gesetzt. Mit Hilfe von Vaters neuen Märklin ICE Zügen hast Du sehr schnell herausgefunden, dass die Lautstärke des Aufpralls in direktem Zusammenhang mit dem Gesetz: “Kraft ist Masse mal Beschleunigung” stand. Und Dein Vater hatte Tränen in den Augen, aber keiner wusste so genau, ob es wirklich vor Freude war.
Über Gesellschaft vor dem Kindergarten brauchtest Du Dich auch nie beklagen, denn von den 55 Teddybären in Deinem Zimmer konnten mindestens 20 sprechen oder rülpsen, wenn auch nur auf Englisch oder Koreanisch oder Japanisch. Aber sei´s drum, Du bist schon in frühester Jugend international aufgewachsen.
Mit 12 Jahren durftest Du schon mithelfen, Vaters Jagdgewehr vorsichtig zu reinigen. Den armen Sittich hatte es aus Versehen getroffen, Vater hatte überlebt.
Eine Generationsgeschichte
Auch wird man es Dir nie nachtragen, dass Du bereits als 15 jähriger gegen den energischen Willen Deines Vaters Omas Häuschen an der Börse am Neuen Markt verspekuliert hattest. Du warst ja per Gesetz von früh an an die Straf-un-Mündigkeit gewöhnt, selbst als damals auf der Bundesstraße etwas mehr als 15 Autos ineinander geknallt sind, nur weil Du als Sechsjähriger Deinen Ball jetzt sofort und gleich von der Straße retten wolltest.
Dein “Cum Laude” im Religionsunterricht werden die Eltern ewig in Erinnerung behalten, denn Du wusstest als einziger, dass Jesus nicht dem Islam angehört hatte.
Zum Abitur bekamst Du dann auch noch ein “Sehr Gut” in “gesellschaftlichem Verhalten”, weil Du an diesem Tag deinen “Golf GTI Superturbo- GXL V128 special” nicht, wie immer, mitten auf dem Schulhof geparkt hattest.

Als Krönung gab es die Deutschnote mit ebenfalls “Sehr Gut”, denn Du hattest als einziger in Deinem Aufsatz über Goethe einen vollständigen Satz mit 7 Wörtern ohne ÄÄhhhh und mmmmmm und sogar ohne falsche Kommata verfasst.
In Mathe warst Du sowieso der Beste, denn Du konntest in den letzten drei Jahren vor dem Abi immer noch alle Dreisätze (Gleichungen mit einer Unbekannten) innerhalb von zwei Tagen und 16 Stunden lösen.
Du warst der Beste und Du musstest also auch studieren. Das erste Semester in VWL war so langweilig, dass Du mal schnell in die Physik umgestiegen bist. Doch mit den Abständen der Gestirne schwirrten Dir vor lauter Milliarden (von Kilometern) die Sinne, so dass eigentlich der Wechsel zur Biologie opportun schien. Nach einem Jahr des lustlosen Rumwühlens in verfaultem Erdreich und getrockneten Pflanzen hatte es Dir die feminine Human- Medizin aus ersichtlichem Grunde nun doch mehr angetan.
Da gab es endlich die richtigen Schnuckel-Mausis in Form von hübschen Schwestern, aber die wollten sogleich vom Herrn Doktor geheiratet werden. Doch als Zuschauer bei der ersten richtigen Operation und den diversen Blutspritzern bis ins Gesicht schwand die Anziehungskraft der chirurgischen Künste schneller als geplant. Und dann hatte man Dir noch nahe gebracht: Also das mit der UNI sei wohl doch nicht das Richtige für Dich.
Auch das mit den erforderlichen Praktika hatte sich merkwürdiger Weise als schier unlösbar gezeigt. Du hattest Monate lang gegrübelt, warum Dich diese Banker trotz Deines progressiven Lookouts so merkwürdig gemustert hatten.
Es stand doch wirklich überall nur Lacoste, Boss und Joop auf Deinen Klamotten, und in Verbindung mit dem exklusiven Haarstyling musste das doch beeindrucken. Bei anderen dauerten die Vorstellungsgespräche eineinhalb elend lange Stunden, bei Dir nur knappe 7 Minuten – also völlig unverständlich, diese blöden Snobs da.
Und eigentlich wolltest Du ja mit Vaters silbernem Benz vorfahren, doch der hatte letztendlich davon abgeraten, man könne so zu schnell auf Deine Gehaltsvorstellungen schließen.
Na ja, jetzt bist Du halt doch wieder zurück zu Hause und im Hotel Mama eingezogen, denn bei Muttern ist es immer noch am schönsten. Und die letzten Mietrechnungen Deines Penthauses zahlt Papa schon irgendwie . . . . ., ganz bestimmt.
Aber egal, es gibt ja immer noch die Eltern.

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